In eigener Sache

Alte Liebe rostet nicht

Michael Desmond

 

Michael Desmond

General Douglas MacArthur ließ im Jahr 1951 während seiner Abschiedsrede vor dem US-Kongress verlauten: "Alte Liebe rostet nicht, sie verblasst nur." Ein halbes Jahrhundert später kann MacArthur's berühmtes Zitat ganz einfach auf Programmiersprachen angewandt werden. Insbesondere auf Visual Basic.

Wie David Platt, der Verfasser der "Don't get me started"-Kolumne, in der aktuellen Monatsausgabe des MSDN-Magazin berichtet, hat Microsoft den Programmiersprachen-Support für Visual Basic 6 formal auf die gesamte Lebensdauer der Betriebssysteme Windows Vista, Windows Server 2008, Windows 7 und Windows 8 ausgedehnt. Dies bedeutet, dass der Kern der Visual Basic 6 Laufzeitumgebung für jedes der Betriebssysteme mit einem grundlegenden Support von fünf Jahren verbunden ist, zusätzlich wird ein erweiterter Support für weitere 5 Jahre angeboten, für den Fall, dass sich betroffene Betriebssystem verändert.

Während Microsoft einen erweiterten Support für Visual Basic 6 im Rahmen der Windows Betriebssysteme zugesichert hat, bezieht sich diese Ankündigung nicht auf die aktuellen Entwicklungsumgebungen. Microsoft hat den grundlegenden Support für Visual Basic 6 Enterprise und Standard Editions bereits am 31. März 2005 eingestellt. Der erweiterte Support für IDE lief am 8. April 2008 aus.

Wie Platt in seiner Kolumne feststellt, ist Visual Basic 6 noch immer erfolgreich, obwohl Microsoft vor über 10 Jahren den Nachfolger Visual Basic.Net herausgebracht hat. Der Grund für die andauernde Attraktivität der Sprache ist ihre Bekenntnis zur Einfachheit. Meine Faustregel für Visual Basic 6 war folgende: "Wenn ich etwas nicht innerhalb von 10 Minuten erledigen konnte, konnte ich es gar nicht erledigen", so schreibt Platt in seiner Kolumne.

Karl Peterson kommt zu demselben Schluss. Als langjähriger Visual Basic 6 Entwickler und ehemaliger Kolumnist des Visual Studio Magazine und der Zeitschrift für Visual Basic Programmierung, hat Peterson mehr von Visual Basic 6 vergessen, als die meisten von uns jemals wissen werden. Seiner Meinung nach bleiben Programmierer dieser Sprache treu, da sie weiterhin das tut, was sie tun soll. Nicht mehr. Nicht weniger.

"Es muss schon einen guten Grund geben, um klassischen VB Code zu migrieren. Natürlich kann man eine neue Programmiersprache dazu verwenden, um ein neues Projekt zu beginnen. Aber das Schreiben von funktionellem Code lohnt sich einfach nicht, wenn es nicht nur zum Spaß geschieht", sagt Peterson, der Visual Basic 6 als "COBOL der 2020er Jahre" bezeichnet.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Entwickler nur mit Zurückhaltung perfekten Code portieren, und häufig lieber den existierenden Code beibehalten und die Funktionalität mit Hilfe von zeitgemäßen Werkzeugen und Sprachen erweitern. Dies ist keine perfekte Lösung, aber eine, die Kosten gegen Stabilität aufwiegt.

"Unternehmen verwenden klassisches Visual Basic. Regierungen verwenden klassisches Visual Basic", argumentiert Peterson weiter und fügt hinzu, dass seiner Meinung nach Microsoft nicht von einem Unternehmen oder einer Regierungsorganisation erwarten würde, auf ein Betriebssystem zu wechseln, dass kein klassisches Visual Basic unterstützt.

Visual Basic 6 ist nahezu die einzige ältere Sprache, die noch immer eine aktive Entwicklergemeinde anzieht. Platt sagt, er sieht "Nischen" im Bereich des Internetsupport für Borland Delphi, Microsoft FoxPro und Sybase PowerBuilder. Draußen gäbe es sogar Entwickler, die noch immer mit DEC-Software arbeiten. Visual Basic ist jedoch einzigartig.

Keine einzige andere Programmiersprache ist auch nur annähernd so groß wie VB6. Diese immense Größe habe jedoch ihre eigene Qualität, so Platt.

Es ist jedoch offensichtlich, dass ältere Entwicklungsumgebungen und Software noch lange gedeihen, auch wenn der Hersteller bereits einen Schritt weiter gegangen ist.

Dies sei nicht mit Hardware zu vergleichen, wo fehlende Ersatzteile den Anwender zum Wechsel einer Plattform zwingen. "Durch das Internet ist es sehr viel leichter, sich mit anderen Leuten zu vernetzen, die dieselbe ältere Anwendung nutzen wie man selbst.

"Ich ziehe es sogar in Betracht, eine Consulting Firma zu gründen, die ausschließlich auf ältere Anwendungen ausgelegt ist und alle diese Jungs um die 50 beschäftigt, die über ein fachspezifisches Wissen verfügen, das es nirgendwo sonst gibt", führt Platt weiterhin aus, und ich bin mir nicht sicher, ob er dies nur im Scherz meint. "Dieses Unternehmen nenne ich dann Silver Consulting oder Old Man Consulting oder so ähnlich. Durch all die Bücher und Artikel, die ich über die Jahre geschrieben habe, erhalte ich immer noch und immer wieder Anfragen zu COM, die ich auch beantworte, wenn das Projekt interessant klingt. Und natürlich auch, wenn der Preis stimmt."

Michael Desmond  ist der Chefredakteur des MSDN Magazine.