Warum flüssiges Lesen wichtig ist

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Als Leseflüssigkeit wird die Fähigkeit bezeichnet, einen Text genau, schnell und ausdruckstark zu lesen. Wer flüssig lesen kann, erfasst Wörter nicht bloß oberflächlich, sondern versteht ihren Sinn auf einer tieferen Ebene. Drei Merkmale stehen beim flüssigen Lesen im Mittelpunkt: 

  • Genauigkeit – Lesen mit wenigen Fehlern
  • Geschwindigkeit – die Schnelligkeit, mit der gelesen wird
  • Prosodie – Vorlesen mit der richtigen Intonation, Phrasierung und Ausdruck

Beim flüssigen Lesen wenden Ihre Schülerinnen und Schüler verschiedene kognitive Fähigkeiten und die Kenntnis unterschiedlicher Wörter automatisch an. Wer flüssig lesen kann,: 

  • verfügt über starke phonetische und phonologische Fähigkeiten und kann den Inhalt eines Textes genau entschlüsseln.
  • kann zügig lesen, ohne über einzelne Wörter zu stolpern.
  • verwendet einen angemessenen Ausdruck und Tonfall, um einen rhythmischen Lesefluss zu erzeugen.
  • verbindet intuitiv Wörter und ihre Bedeutung, um das Gelesene zu verstehen.

All diese Aspekte sind wesentliche Voraussetzungen der Leseflüssigkeit, aber kein Aspekt reicht für sich genommen aus. Um flüssig lesen zu können, muss die Anwendung der genannten Fähigkeiten automatisch und intuitiv erfolgen.

Wollen Sie als Lehrkraft Ihre Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, flüssig lesen zu üben? Dann ist es wichtig, möglichst genau jene Bereiche zu identifizieren, in denen noch Schwierigkeiten und Verbesserungsbedarf bestehen.

Nur wer in der Lage ist, Wörter schnell zu erkennen und zu entschlüsseln, hat genügend freie kognitive Kapazitäten, um über den Inhalt oder Sinn eines Textes nachzudenken. Wichtige Schlüsselkomponenten für die Leseflüssigkeit und das Textverständnis sind die Phonetik und die phonologische Bewusstheit.

  • Phonetik – die Beziehung zwischen Lauten und Buchstaben sowie die Fähigkeit zum Entschlüsseln und Aussprechen von Wörtern.
  • Phonologische Bewusstheit – die Fähigkeit, die Struktur der Sprache zu erkennen und zu verstehen, wie Wörter aufgebaut sind und in Laute zerlegt werden können

Die phonologische Bewusstheit hat einen wichtigen Einfluss auf die Fähigkeit, schnell und genau zu lesen. Eine hohe Aussprachegenauigkeit ist ein Hinweis darauf, dass beim Lesen automatisiert Textelemente erfasst und Buchstaben in Lautfolgen übersetzt werden. So kann der Fokus darauf gelegt werden, den Inhalt zu verstehen. Auch die Lesegeschwindigkeit wird bei solchen Schülerinnen und Schülern hoch sein.

Hat ein Kind hingegen die Fähigkeiten zur phonologischen Bewusstheit nicht erlangt, liest es typischerweise mit einem niedrigen Tempo und mit abgehackter Prosodie. Charakteristisch sind zudem häufige Fehler beim Lesen. Diese deuten darauf hin, dass das Erfassen von Textelementen wie Buchstaben, Wörtern und Wortfolgen nicht automatisiert abläuft. Oft kommen die folgenden Fehler bei ungeübten Leserinnen und Lesern vor:

  • Ersetzungen – das Lesen von Wörtern, die nicht im Text vorkommen
  • Auslassungen – das Weglassen von Wörtern beim Lesen
  • Einfügungen – das Einfügen von Wörtern, die nicht im Text enthalten sind

Beachtenswert ist es außerdem, wenn Schülerinnen und Schüler Wörter oder Sätze beim Lesen wiederholen und sich selbst korrigieren. Wiederholungen sind ein Indiz dafür, dass während des Lesens versucht wird, die Wörter zu entschlüsseln oder die Wortbedeutung zu finden. Dies kann beispielsweise dazu führen, dass der Lesefluss stoppt (Prosodie). Selbstkorrekturen zeigen wiederum an, dass die betreffende Schülerin beziehungsweise der Schüler einen Fehler kennt und den Fehler beim Lesen korrigiert. Dabei bleibt die Prosodie der Stimme konsistent. Sowohl Wiederholungen als auch Selbstkorrekturen sollten Sie als Lehrkraft Aufmerksamkeit schenken, wenn Sie Ihren Schülerinnen und Schülern beim Lesen zuhören.

Reading Progress unterstützt Sie als Lehrkraft dabei, individuelle Leseaufgaben zu erstellen, mit denen Ihre Schülerinnen und Schüler das flüssige Lesen üben können. Durch die leistungsfähige automatische Fehleranalyse der App fällt es Ihnen als Lehrkraft bei der Auswertung der Aufgaben leicht, die spezifischen Leseschwierigkeiten der Kinder und Jugendlichen zu identifizieren und ihnen dabei zu helfen, die Lesekompetenz zu verbessern.